Beschreibung
Zwei Jahreszahlen prägten Deutsch-Wagram besonders: 1809, als Kaiser Napoleon gegen Erzherzog Karl bei Wagram kämpfte, und 1837, als die erste Dampfeisenbahn Österreichs ihren Betrieb zwischen Wien-Floridsdorf und Deutsch-Wagram aufnahm. Besonders die Eisenbahn veränderte das bis 1837 rein bäuerliche Angerdorf bis heute. Betriebe siedelten sich an und neue Straßenzüge entstanden. Als 1962 der Schnellbahnbetrieb von Wien nach Deutsch-Wagram aufgenommen wurde, begann ein weiterer rasanter Aufschwung und ganze Ortsteile entwickelten sich.
Der Bildband „Das alte Deutsch-Wagram“ ermöglicht dem Leser einen bebilderten Streifzug durch die Geschichte Deutsch-Wagrams, das im 11. Jahrhundert besiedelt und 1258 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Buch bietet einen Rundgang durch die prägendsten Ortsteile und Straßen der Stadtgemeinde. Das ursprüngliche Angerdorf mit der alten Wehrkirche, der Bahnhof mit der Bahnhofstraße und die danach besiedelte Hauptstraße sowie die Bockfließerstraße werden in alten Ansichten gezeigt. Das 1378 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Helma, das im 15. Jahrhundert verödete, wird ebenfalls behandelt. Zu den teilweise noch nie veröffentlichten Abbildungen hat Manfred Groß einen erklärenden Text hinzugefügt. So bietet dieses Buch nicht nur optisch neue Einblicke, sondern auch viele – bisher wenig bekannte – Informationen zur Geschichte Deutsch-Wagrams.
- Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden in Deutsch-Wagram die ersten Handwerksgeschäfte und Betriebe und siedelten sich im Dorf an. Auf dieser Ansichtskarte von 1908 ist das Geschäft des „Civil- und Uniformschneiders“ Adolf Machalek zu sehen. Die heutige Franz Mair-Straße hieß bis 1918 Kronprinz Rudolfstraße.
- Nach der Aufnahme des Bahnbetriebes 1837 siedelten sich immer mehr Menschen in Deutsch-Wagram an. Das bäuerlich geprägte Angerdorf wuchs an der heutigen Hauptstraße entlang. Wo sich heute die Shell-Tankstelle befindet, war früher ein Löschteich, der vom Rußbach gespeist wurde. Die Ansichtskarte stammt von 1916.
- 1959 fand die 700-Jahr-Feier von Deutsch-Wagram statt. Der Ort hatte bei Kriegsende 1945 und in der folgenden 10-jährigen Be¬satzungszeit stark gelitten. Die Aufbauarbeit und der Aufschwung wurden 1959 gebührend gefeiert.
- 1790 wurde die Mühle in Deutsch-Wagram errichtet und gab Anlass zu vielen Streitigkeiten. Der Mühlstein wurde vom Rußbach angetrieben, der sich dadurch anstaute und immer wieder Überschwemmungen verursachte.
- Auf der Ansichtskarte von 1937 ist das Gasthaus „Zum Bienenstock“ zu sehen. Dieses Haus wurde 1827 von Felician Grapmayer als Einkehrgasthaus errichtet. Am 28. Februar 1858 wurde hier der spätere Landeshauptmann von Niederösterreich, Johann Mayer, geboren. Bis November 1985 war das Gasthaus geöffnet.
- Wie hart und einfach das Leben auf einen Bauernhof früher war, ist eindrucksvoll auf diesem Bild von 1917 zu sehen. Die Familie Böckl ist hier mit ihren Kindern, Knechten und Mägden abgebildet. Die Kinder sind, wie es damals üblich war, barfüßig.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Aufgrund der neuen Bahnverbindung entstanden zahlreiche Betriebe und Fabriken in Deutsch-Wagram, eine davon war die erste österreichische Reparatur- und Waggonleihanstalt. Auf dem Foto von 1920 sind die Bediensteten der Waggonleihanstalt zu sehen.
- Diese Ansichtskarte von 1938 zeigt den Bahnhof von der Bahnhofstraße aus gesehen. Interessant ist der Linienbus rechts im Bild: Der erste Busbetrieb wurde bereits 1927 aufgenommen, jedoch bald wieder eingestellt. Ab 1928 wurde der Linienbetrieb wieder eingerichtet.
- 1910 wurde die Volks- und Bürgerschule errichtet. Das Gebäude wurde mehrmals erweitert und umgebaut, 1999 wurde das Gebäude generalsaniert und erhielt sein heutiges Aussehen. Die Ansichtskarte stammt von 1911.
- Dieses Bild von 1910 zeigt die Radetzkystraße in Richtung Bockfließerstraße. Die Straßenverhältnisse ließen sehr zu wünschen übrig, waren aber für die damalige Zeit normal.
- Der alte Schäferhof am Ferdinand Hanusch-Platz war das älteste Gebäude in Helma. Er war bereits 1670 auf einer Vischer-Karte eingezeichnet, ein Teil davon diente 1809 während der Schlacht bei Wagram als Munitionsdepot. 1924 wurde der Schäferhof (Helmahof) von der Gemeinde zu 24 Gemeindewohnungen umgebaut.
Der Autor
Manfred Groß
Ing. Manfred Groß ist leidenschaftlicher Sammler und besitzt ein reichhaltiges Archiv zur Geschichte von Deutsch-Wagram. Er verfasste bereits eine umfassende Heimatchronik und zahlreiche Artikel über Deutsch-Wagram.