Beschreibung
Seit 1. Jänner 1972 umfasst die Stadtgemeinde Hollabrunn nicht weniger als 22 Katastralgemeinden: Altenmarkt im Thale, Aspersdorf, Breitenwaida, Dietersdorf, Eggendorf im Thale, Enzersdorf im Thale, Groß, Hollabrunn, Kleedorf, Kleinkadolz, Kleinstelzendorf, Kleinstetteldorf, Magersdorf, Mariathal, Oberfellabrunn, Puch, Raschala, Sonnberg, Suttenbrunn, Weyerburg, Wieselsfeld, Wolfsbrunn.
Dieser Bildband bietet sowohl einen Blick auf das alte Oberhollabrunn – bis 1908 Marktgemeinde Oberhollabrunn und bis 30. November 1927 Stadtgemeinde Oberhollabrunn – als auch Ansichten der seit 1972 zur Stadt gehörenden Katastralgemeinden.
Die Abbildungen in diesem Buch sind zum Großteil noch nicht publiziert und stammen überwiegend aus dem Stadtmuseum Hollabrunn, das in seinem Bestand über einzigartige, weitgehend unbekannte Bildquellen zur Geschichte der Stadt und ihrer Katastralgemeinden verfügt. Neben den bereits vom Hollabrunner Lokalhistoriker Werner Lamm veröffentlichten Bänden soll dieses von Ernst Bezemek und Friedrich Ecker zusammengestellte Buch einen weiteren Beitrag zur Hollabrunner Regionalgeschichte bieten.
- Der Hollabrunner Hauptplatz in einer Ansicht aus den 1950er-Jahren. Während anstelle der alten ebenerdigen Bürgerhäuser an der Ostseite des Platzes zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue mehrstöckige Geschäftshäuser errichtet wurden, ist hier an der Westseite noch der alte Kern erhalten.
- Die Hofmühle, hier auf einer Ansicht um 1910, war ursprünglich der Sitz der Herren von Oberhollabrunn. Die „Sonnberger“, benannt nach Burg Sonnberg, erwarben als nächste Eigentümer den Herrensitz im Jahre 1346. Ab 1699 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude als Mühle.
- Die beiden einstöckigen Häuser stehen hier noch einsam in der Jahnstraße unweit des Weinberges. Sie sind bis heute unverändert erhalten. Der kleine Tempel wurde in den Jahren 1928 bis 1931 vom Turnverein Hollabrunn zum 150. Geburtstag des Turnvaters Friedrich Jahn errichtet.
- Mähdrescher – in Reih und Glied gegenüber dem Festzelt aufgestellt – beherrschen das Bild vom Hollabrunner Volksfest aus dem Jahr 1978. Beeindruckend ist auch die große Zahl an Besuchern. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gingen die Besucherzahlen jedoch rasant zurück, was wiederum die Aussteller dazu bewog, der Veranstaltung fernzubleiben.
- Altenmarkt im Thale: Als Ort an der alten Poststraße war in Altenmarkt schon um 1900 ein Gasthaus nachweisbar („Zur Gemütlichkeit“). Die Besitzer waren unter anderen die Familien Huber und Bäck; der später legendäre „Schlapfenwirt“ betrieb ein Gasthaus mit gut frequentierter Kegelbahn und Tankstelle.
- Bereits um 1900 bestanden in Breitenwaida zwei Gasthäuser, das Gasthaus Wiehart und das „Gasthaus zur Nordwestbahn“ der Familie Mayer. Das Gasthaus Wiehart wurde später von den Familien Weinwurm und Wasser („Zum Sonnenaufgang“) betrieben.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Enzersdorf im Thale: Die Ansicht aus den 1960er-Jahren zeigt das Straßenensemble um Kirche, Gasthaus und Gemischtwarenhandlung Oberhofer vor der Staubfreimachung der Durchzugsstraße. Die bei der Kirche befindliche Schule entstand unter Philipp Graf von Spangen 1864, vorerst unter der Leitung der Schulschwestern in deren Klosterräumen.
- Kleinstelzendorf: In den 1930er-Jahren wurden Gasthaus und Gemischtwarenhandlung der Familie Eberhard von der Familie Fellinger, die in Groß einen Betrieb zur Bierabfüllung betrieben hatte, übernommen. Die Gaststätte wurde in den 1940er-Jahren geschlossen.
- Kleinstetteldorf: Die um 1900 entstandene Farblithografie wurde von der Familie Bauernfeind, die in Kleinstetteldorf ein Gasthaus und eine Gemischtwarenhandlung betrieben hatte, veröffentlicht. Von den vom Topografen Schweickhardt 1833 beschriebenen zwei Mühlen, „die der Göllersbach betreibt“, bestand um 1900 noch jene der Familie Forsthuber.
- Oberfellabrunn: Die Fotokarte aus der NS-Zeit zeigt einen von der Landwirtschaft geprägten Ort mit Fruchtwechselwirtschaft und Weinbau. Die Landwirtschaft weist Anbau von Getreide (Weizen, Gerste, Roggen), Hackfrüchten (Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben), Wein und Obst auf. Das Foto zeigt auch die für das Weinviertel typischen Haken- und Zwerchhöfe sowie die typischen „Hintausgassen“ und geschlossenen Stadelreihen.
- Puch: Die Ansichtskarte aus den 1950er-Jahren eröffnet den Blick auf die „Kalte Stube“, ein bereits prähistorisches Siedlungsgebiet, kann doch Puch durch die prähistorische Kreisgrabenanlage, die zu den ältesten monumentalen Bauwerken Europas zählt, auf eine 7000-jährige Siedlungsgeschichte hinweisen.
- Das Schloss Sonnberg wurde um 1596 von den Gilleis in Formen der Spätrenaissance zu einem dreigeschoßigen Vierflügelbau erweitert. Nach Verwüstung von Schloss und Park in der Besatzungszeit wurde das Schloss 1964/65 renoviert und dient heute als Strafanstalt für männliche Häftlinge. Das vom Hollabrunner Drucker Maximilian Jordan verlegte Bild entstand vor dem Ersten Weltkrieg und zeigt Männer in repräsentativer Kleidung, dem sogenannten „Sonntagsstaat“.
- Weyerburg: In der Wiener Kunstanstalt Schwidernoch entstanden um 1900 zahlreiche Farblithografien, so auch die Ansichtskarte von Weyerburg, die Schloss, Kirche und Schule zeigt. Die Schule bestand bis in die 1960er-Jahre. Die Kirche, eine ehemalige Filialkirche von Eggendorf, wurde 1725 von den Schönborn gestiftet.
- Wolfsbrunn: Das gesellschaftliche Leben des Dorfes fand an Sonn- und Feiertagen vielfach in den Kellergassen statt. Man verkostete den Heurigen, nahm die „Brotzeit“ mit und tauschte Informationen aus. Im Bild zu sehen ist eine Kellergassenszene in Wolfsbrunn in den 1960er-Jahren, links im Bild der legendäre Wirt Goldinger, der hier zur Verkostung einlädt.
Die Autoren
Ernst Bezemek
Prof. Dr. Ernst Bezemek ist Direktor des Stadtmuseums Hollabrunn, Herausgeber und Verfasser zahlreicher Publikationen zur niederösterreichischen Landesgeschichte und Zeitgeschichte.
Friedrich Ecker
Reg.-Rat Friedrich Ecker, Projektleiter im Stadtmuseum Hollabrunn, Arbeiten zur Geschichte Hollabrunns.
In der Edition Winkler-Hermaden ist von den Autoren bereits erschienen: „Die Prager Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Prag in Bildern“.