Beschreibung
Dieser Bildband bietet einen Blick auf die Stadt in früheren Zeiten und zeigt zum Großteil bisher noch nicht veröffentlichte Bilder. Die ausgewählten Abbildungen reichen vom frühen 19. Jahrhundert bis in die 1960er-Jahre. Zu jedem Bilddokument haben die Autoren einen erklärenden Text hinzugefügt. Neben seltenen Gesamtansichten der Stadt sowie vielen markanten, heute noch die Stadt prägenden Gebäuden werden auch zahlreiche Bilder von verschwundenen Bauten gezeigt.
1967 kamen die Katastralgemeinden Ebendorf und Lanzendorf zur Stadt und mit der Eingemeindung von Eibesthal, Frättingsdorf, Hörersdorf, Hüttendorf, Kettlasbrunn, Paasdorf und Siebenhirten 1972 wurde Mistelbach zur Großgemeinde. Deshalb sind im vorliegenden Bildband auch Ansichten aus diesen Ortschaften abgebildet.
- Diese Lithografie entstand nach einem Aquarell des Laaer Künstlers Josef Gall aus dem Jahr 1856. Der Blick von Süden gegen Kir¬che und Karner zeigt einen kahlen Kirchenberg. In der heutigen Liechtensteinstraße Richtung Wilfersdorf stehen nur einige Keller und Scheunen. Über den Dächern des kleinen Marktortes erheben sich die Türme der Elisabethkirche, des alten Rathauses und des Klosters.
- Von der südöstlichen Ecke des Hauptplatzes führt die Hafnerstraße zur Bahnstraße, in der die Volks- und Bürgerschule für Mäd¬chen und das Kaffeehaus Kiesling zu sehen sind. Das Kaufhaus Ecke Hafnerstraße 2/Hauptplatz 27 gehörte zum Zeitpunkt der Aufnahme (1912) Leopold Weinmann.
- Das Kaiser-Franz-Josef-Bezirks-Krankenhaus wurde in den Jahren 1908–1909 erbaut und am 15. November 1909 feierlich eröff¬net. Es hatte Platz für 43 Betten und verfügte bereits über eine Röntgenstation und einen Operationssaal. Unter der Leitung von Primarius Dr. Friedrich Höllrigl betreuten zwei Ärzte und sechs geistliche Schwestern die Kranken.
- Fast fabrikneu präsentiert sich die Lokomotive 02 der Zugförderungsstelle Mistelbach der Niederösterreichischen Landesbahnen vor dem Aufnahmegebäude des Lokal-Bahnhofes. Die Firma Krauss & Comp. in Linz lieferte sieben dieser kleinen 1C-Tender¬lokomotiven an die Niederösterreichische Landesbahnen. Mit ihnen wurde in den Anfangsjahren der gesamte Betrieb auf der Strecke Korneuburg–Hohenau abgewickelt. Betriebsmittelpunkt war der Bahnhof Mistelbach, dessen Personal vor der Lokomotive Aufstellung genommen hat.
- Die Franz Josef-Straße war das „Hintaus“ für die Bauern in der Oberhoferstraße. Noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts standen hier ihre Scheunen. Manche Weinkeller der Höfe erstreckten sich unter der Straße bis zu den Scheunen. Einige hielten dem modernen Schwerverkehr nicht stand, stürzten ein und wurden abgemauert. Gegen Ortsende lagen die Keller nur unter den Scheunen und hatten einen eigenen Abgang neben dem Stadeltor. Die urigen Stadeln mussten bis auf wenige Ausnahmen modernen Wohnhäusern weichen.
- Ebendorf ist ein langgestrecktes Straßendorf im Tal der Zaya. Die Ebendorfer Hauptstraße war bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg noch unbefestigt. Mitte der 30er Jahre entstand dieser Blick durch die Hauptstraße zum Schloss hin. Auf der linken Seite ist die Bäckerei und Greißlerei von Adolf Neuhold abgebildet. Wie in vielen anderen Dörfern des Weinviertels waren die Straßen mit Obstbäumen gesäumt.
- Um 1900 ließ der Gemischtwarenhändler Josef Hammer eine kolorierte Ansichtskarte mit einer Gesamtansicht des Ortes, der Passionsspielhalle und seinem Geschäft anfertigen. Das Geschäft ging später an die Familie Kletzer über und gehört heute Karl Griebaum. Es wurde seither mehrfach umgebaut. Die 1898 errichtete Passionsspielhalle wurde während des Ersten Weltkriegs abgetragen.
- 1859 erwarb Martin Steingassner den Frättingsdorfer Ziegelofen und errichtete in den Jahren 1870–73 einen großen Ringofen. Mit bis zu 450 Beschäftigten wurde sein Betrieb das viertgrößte Ziegelwerk der Monarchie. Um das Werk entstand ein eigener Ortsteil mit durchaus städtischem Charakter.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Eine beschauliche Idylle bietet die Hauptstraße in Hörersdorf Richtung Laa in der Zwischenkriegszeit. Nur eine schmale Fahrbahn ist gepflastert, links und rechts erstreckt sich ein unbefestigter Streifen, an dessen Rand Bäume wachsen, und vor den bäuerlichen Wohnhäusern liegen gepflegte Vorgärten. Das damals einzige Stockhaus des Ortes gehörte dem Kaufmann Karl Koppensteiner.
- Hüttendorf erstreckt sich entlang des Zayatales in südöstlicher Richtung. Der von der Zaya abzweigende Mühlbach betrieb im Ortsgebiet seit alters her drei Mühlen. Die der hl. Barbara geweihte Pfarrkirche erhielt ihre barocke Ausgestaltung im 18. Jahrhundert, wurde aber 1945 schwer beschädigt. Nach einer gründlichen Restaurierung 1983 erstrahlt sie wieder im alten Glanz.
- Wirtschaftlicher Mittelpunkt von Kettlasbrunn war ein höher gelegener Platz, an dem mehrere Ortsstraßen zusammentrafen. Hier standen das Gemeindeamt, das Postamt, das Kaufhaus und zwei Gasthäuser, darunter das abgebildete Gemeinde-Einkehrgasthaus.
- Lanzendorf ist ein typisches Straßendorf, das sich am rechten Zaya-Ufer entlang einer Hügelkette erstreckt. In Blickrichtung Paasdorf steht links die Bäckerei und Greißlerei Josef Kraus, rechts die barocke Fassade der Mühle von Peter Kraus und dahinter das Feuerwehrhaus. 1923 ließ Peter Kraus in der Mühle ein Elektrizitätswerk errichten, dessen Generator die Stadt Mistelbach mit elektrischem Strom versorgte. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die Dorfstraße noch unbefestigt und von einem Entwässerungs¬graben begleitet.
- Um 1910 gab der Mistelbacher Buchhändler Anton Kapitan diese Ansichtskarte von Paasdorf in Auftrag. Von einem Standpunkt oberhalb des Pfarrhofes richtete der Fotograf seine Kamera über das Taschlbachtal gegen Nordosten Richtung Mistelbach. In der Bildmitte ist der Ortskern mit Pfarrhof, Kirche und Schule erfasst.
- Siebenhirten ist ein typisches Bachuferdorf beidseits der Mistel an der Straße Mistelbach–Laa. Die Dorf- und Fluranlage lässt darauf schließen, dass der Ort um das Jahr 1100 gegründet wurde. Die 1915 geschriebene Karte belegt, dass der Ort bis weit ins 20. Jahrhundert seinen landwirtschaftlich geprägten Charakter beibehalten hat.
Die Autoren
Die Autoren Josef Bauer, Günter Hollaus, Karl Kleibl, Hubert Loibl und Oskar Steiner sind Mitglieder der Sektion Mistelbach des Österreichischen Arbeiter Briefmarkensammler-Vereins und ehrenamtliche Mitarbeiter im Team des Stadtmuseumsarchiv Mistelbach. Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Sammeln von historischen Ansichtskarten und Belegen zur Geschichte der näheren Heimat und haben an zahlreichen heimatkundlichen Ausstellungen und Publikationen mitgewirkt.