Beschreibung
Dieser von Wolfgang Galler zusammengestellte kleine Band greift nicht nur teilweise auf bekannte Materialien zurück, sondern bietet mit seinen Fotografien, Ansichtskarten und Zeichnungen viele neue Blicke auf das alte Wolkersdorf im Weinviertel. Es ermöglicht dem Leser eine Rückschau auf eine längst vergangene Welt, als die Großstadt Wien noch nicht so nah an den Ort herangerückt war.
Vornehmlich sind es Fotografien und Ansichtskarten aus der Zeit des späten 19. bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts, die das Schloss, den Ortskern, die Kirche, das sogenannte Klavierviertel sowie den Bahnhof zeigen. Eisenbahn, Sommerfrische und die – wenn auch nur in geringem Rahmen – damals erfolgte Industrialisierung brachten politische wie gesellschaftliche Umwälzungen in den Markt und die Dörfer in seiner Umgebung. Dies manifestierte sich nicht zuletzt auch in neuen Bauten.
Auch die eine oder andere grafische Darstellung aus früherer Zeit, wie die der Kaserne im Hochleithenwald, deren Besatzung die Reisenden auf der Brünner Straße vor Überfällen schützen sollte, ist in dem Band enthalten.
Zusätzlich werden von allen vier Katastralgemeinden der Stadt Wolkersdorf – Münichsthal, Obersdorf, Pfösing, Riedenthal – jeweils 4-6 historische Ansichten mit erläuternden Texten präsentiert.
- Blick auf Schule und Schloss. Erstmals wird eine Schule in Wolkersdorf 1446 erwähnt. Seit 1802 ist der Kirchenplatz 7 Schulstandort. Die vorliegende Ansicht entstand vor 1909.
- Die Dreifaltigkeitssäule am Kirchenplatz auf einer kolorierten Postkarte von 1915.
- Ein beliebtes Motiv: Weinselige Gästen, die sich am Wolkersdorfer Wein laben. Diese Karte stammt aus dem Jahr 1933.
- Auf dieser Ansicht Wolkersdorfs vom Bahnhof aus, die um 1910 entstand, sind noch unverbaute Flächen im Ortsgebiet zu erkennen, so vor allem zu beiden Seiten des unteren Teils der Haasgasse (südlich des Rathausplatzes).
- Auch noch in Darstellungen der Zwischenkriegszeit versuchte man, Berge in die Nähe von Wolkersdorf zu rücken. Dieses Kartenmotiv aus dem Jahr 1933 präsentiert Wolkersdorf mit Leopolds- und Kahlenberg sowie dem überdimensionierten Schneeberg.
- Obersdorfer Straße. Die Entstehung der Straße fällt in die sogenannte Wolkersdorfer Gründerzeit. An der Ortsgrenze zu Obersdorf steht das Haas-Haus (rechts vorne), auf dem sich ein Relief des Jugendstil-Künstlers Franz Zelezny (1866–1932) befindet.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Der Bahnanschluss brachte große Veränderungen: So stieg die Einwohnerzahl rasant an, was die Entstehung neuer Ortsteile bewirkte.
- Motorradrennen hatten in Wolkersdorf ab der Zwischenkriegszeit Tradition. Der Kurs ging mitten durch den Ort. In dem Rennen, das am 3. Juni 1951 stattfand, geht es gerade vom Julius-Bittner-Platz in die Hauptstraße. An Stelle der Raiffeisenbank stand das Weinhaus Klaus.
- Das Kasernenwirtshaus (hier um 1900) war ein wichtiger Anlaufpunkt für die Reisenden, vor allem die Fahrer der Weinwagen, die auf ihrem Weg nach Wien dort nächtigten. Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts planmäßig ausgesetzten Alleebäume waren wichtige Orientierungsmarken.
- Münichsthal: Blick auf die dem heiligen Johannes Nepomuk geweihte Münichsthaler Kirche, 1737 erbaut und 1738 geweiht.
- Obersdorf: Einen eigenen Sakralbau gab es in Obersdorf erst spät. 1702 entstand eine erste Kapelle. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt die dem heiligen Antonius geweihte Kirche erst 1912.
- Pfösing: Blick auf die in der heutigen Gestalt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammende Ortskapelle Mariahilf.
- Riedenthal: Auf dieser Ansichtskarte (um 1914) sind die für das Weinviertel typischen, giebelseitig auf die „Hintausstraße“ ausgerichteten Längsstadel, bereits alle mit Schindeldeckung, zu sehen.
Der Autor
Wolfgang Galler
Mag. Dr. Wolfgang Galler, geboren 1978, ist Historiker, Autor sowie Ausstellungskurator und lebt im Weinviertel. In der Edition Winkler-Hermaden ist von ihm bereits erschienen: Unser täglich Brot. Von Bäckern, Müllern und Bauern im Weinviertel (2013).