Na ja … und andere Weinviertler Seufzer

Neue Geschichten von Hintaus

Von Martin Neid

Format: 15,9 x 22,4 cm

Umfang: 128 Seiten mit Zeichnungen von Friedrich Scheck und Fotografien des Autors

Einband: Hardcover

ISBN 978-3-9503378-8-4 Kategorien ,

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Beschreibung

Martin Neid legt, nachdem vor einigen Jahren sein Buch „Alles vorbei?“ erschienen ist, einen Band mit neuen Geschichten von Hintaus vor. Das erste Buch wurde nicht nur mit Preisen ausgezeichnet, sondern ist mittlerweile schon in 4. Auflage erschienen.

Auch in diesem Buch dreht sich wieder (fast) alles um das Weinviertel und seine Menschen. Es sind Geschichten von Hintaus. Hintaus, das ist zunächst ein Ort. Ein Ort, nicht gequält von menschlichem Perfektionsstreben. Hintaus, das ist ein Ort, der es aufgegeben hat, sich hinter protzigen Fassaden zu verschanzen. Hintaus, das ist ein Ort, wo auch das Leise, Unscheinbare, Absichtslose einen Platz hat. Hintaus ist aber nicht nur ein Ort, sondern auch eine Lebenshaltung. Und so erzählt das Buch auch von Menschen, die hintaus gelandet sind. Und von Menschen, die weise genug waren, von Anfang an nach hintaus zu streben.

Geschichten aus seinem Berufsalltag als Anwalt sowie Martin Neids unverbrüchliche Liebe zum Fußballklub Vienna dürfen nicht fehlen, in einem Buch, dessen Texte ein weites Feld an Stimmungen haben – von lustig bis melancholisch, von nachdenklich bis zeitkritisch.

Leseproben aus dem Band

Einbruch des Fortschritts

Der Tierarzt hatte den ersten! Den ersten Telefonanrufbeantworter. Oft auf Visite in Sau- und Kuhställen sollte die geniale Erfindung während seiner Abwesenheit die Hilferufe der Kreatur entgegennehmen. Nicht jeder Anrufer ist freilich auf Augenhöhe mit dieser Erfindung. Erschöpft heimgekehrt von der Geburt eines Kalbes (weinviertlerisch: Kaiblziagn) lauscht der Veterinär seinem telefonischen Helfer, der jeden Anrufer mit der Stimme seines Herrn Herz und Tonband öffnet: „Tierarzt Dr. Schwanzerl. Bin auf Hausbesuch. Nennen Sie mir Ihr Anliegen und Ihre Telefonnummer, sobald ich aufgehört habe, zu reden. Ich werde Sie umgehend zurückrufen…“ „… Herr Dokta … Ja … Grüß Ihnen. Hörn S’, eine von die Sau, die schaut mich ganz komisch an. Die g’fallt ma net. Könnt’n S’ vorbeikommen … Hallo … Herr Dokta … Hallo … Hörst Voda, der red’ nix z’ruck. Herr Dokta … Hörst, i glaub, dem is was.“ Abbruch des Gesprächs. Der Segen des Fortschritts bleibt aus.

Textilprobleme

Beide Torhüter der Vienna waren verletzt. Zum Glück gab es noch einen altgedienten Routinier. Die letzten Jahre hatte er auf der Ersatzbank an Leibesfülle zu, an Beweglichkeit etwas abgenommen. Zur Überraschung bot der Trainer jedoch den 16-jährigen Nachwuchstormann auf. Auf die Frage des Reporters, warum für dieses wichtige Spiel nicht der erfahrene Tormann aufgeboten werde, antwortet der Trainer trocken: „Mir ham ka so a große Hosen.“

Weinviertler Relativitätstheorie

Zwei Weinviertlerinnen, altersmäßig bereits ins Kopftüchlstadium gelangt, wagen erstmals eine Reise ins Ausland. Frommen Weinviertlerinnen standen zu ihrer Zeit genau drei Reiseziele zur Auswahl: Rom, Fatima, Lourdes. Im geschützten Milieu einer frommen Pilgerschar geht es also auf nach Rom. Von der Reise und ihren ehrfurchtgebietenden Erlebnissen soll hier aber nicht die Rede sein. Im katholischen Umfeld Roms bewegen sich unsere zwei Pilgerinnen auf sicherem Boden. Die fremde Währung ist es, die sie ein ums andere Mal ins Schleudern bringt. So gläubig sie auch sind, aber dass 1000 Lire nur vier Schilling sein sollen, übersteigt die Kraft ihres Glaubens.

Auf der Heimreise hält der Bus der frommen Weinviertler Pilgerschar ein letztes Mal auf italienischem Boden, um Geldbörsen und anderen von Drang gequälten Behältnissen Entleerung zu ermöglichen. Eine unserer frommen Weinviertlerinnen, jene, die sich dem Mysterium der fremden Währung schon etwas genähert hat, geht aufs Ganze. Um sage und schreibe 1000 Lire will sie Zuckerl für die Enkel erstehen. Als ihre Freundin dies vernimmt, fährt sie ihr sofort in die Parade: „Bist du überg’schnappt? Um an Tausender Zuckerl!!” „Poldi, des san Lire, kane Schülling!”, versucht die Prasserin zu relativieren. „Red do net so an Blödsinn, heast. A Tausender is überall a Tausender!!” Solch zwingender Logik lässt sich nichts entgegensetzen. Die Enkel gehen leer aus.

Autor/in

Dr. Martin Neid, geboren 1950 in Obersdorf (Weinviertel), wo er auch heute noch mit seiner Frau und den fünf Kindern lebt. Von Beruf Rechtsanwalt in Wolkersdorf. Schon seit seiner Jugend auch schauspielerisch tätig, sehr erfolgreich mit seinem Weinkabarett und Lesungen. Schreibt für mehrere Kulturzeitschriften.

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