Beschreibung
Im niederösterreichischen Industrieviertel, dem Viertel unter dem Wienerwald, entstand im 19. Jahrhundert ein recht ansehnliches Netz von Bahnstrecken. Zu den wichtigsten Strecken zählten die Südbahn und die Nordrampe der Ersten Gebirgsbahn, die Semmeringbahn, aber auch die Aspangbahn, die Pressburgerbahn, die Ostbahn von Wien nach Bruck an der Leitha sowie die Pottendorfer Linie von Wien-Meidling über Pottendorf nach Wiener Neustadt. Dazu kamen viele Nebenstrecken, wie die auch heute noch attraktive Badner Bahn. In Mödling entstand mit der dortigen Straßenbahn überhaupt die erste elektrisch betriebene Bahn der Welt.
Peter Wegenstein schenkt in diesem Buch der Geschichte der Hauptstrecken genauso sein Augenmerk wie den Lokalbahnstrecken und Straßenbahnen sowie den aufgelassenen Betrieben. Der Autor beleuchtet detailliert die Geschichte dieser Bahnen mit ihren Stationen, dokumentiert deren Entstehung, Blüte und teilweisen Niedergang. Und er befasst sich auch mit der Geschichte des ältesten Eisenbahntunnels Österreichs, dem sogenannten „Busserltunnel“ zwischen Gumpoldskirchen und Pfaffstätten.
Nahezu 100 Fotos zeigen die Züge auf allen Strecken mit den verschiedensten Fahrzeugen, aber auch das, was von mancher Nebenbahn übergeblieben ist. Schriftliche Dokumente und Abbildungen alter Fahrkarten ergänzen das Buch.
- Am 30. Oktober 1968 war eine besondere Lok auf der Semmeringstrecke unterwegs. Die Reihe 1020 ist nur im Westen Österreichs im Einsatz. Um die umgebaute elektrische Bremse der Lokomotive zu prüfen, wurde am Semmering eine Probefahrt durchgeführt. 1020.19 und eine 1042 fahren hier über das Viadukt beim Unteren Adlitzgraben.
- Der Eilzug 1751 mit einer Lok Reihe 1044 bei der Fahrt über das Kalte-Rinne-Viadukt der Semmeringbahn am 20. Juli 1992. Dieses Viadukt wurde von 22. Juli 1850 bis 2. Juni 1852 erbaut.
- Bei der Talfahrt verlässt am 6. Dezember 1979 Triebwagenschnellzug 191 mit Doppelgarnitur 4010.12 + 4010.02 den Weinzettelwandtunnel. Neben dem eigentlichen Tunnelportal erkennt man eine weitere Tunneleinfahrt.
- Von einem Fenster im obersten Stockwerk der Tabakfabrik (heute Kulturfabrik) gelang am 15. Mai 1971 dieses Bild der 52.7423 mit dem Güterzug auf dem Viadukt in Hainburg. Dieses Viadukt ist so gebaut, dass es die Stadt Hainburg vor dem Hochwasser der Donau schützt.
- Liesing–Kaltenleutgeben: Die letzten Personenzüge fuhren zu den Skiwettbewerben nach Kaltenleutgeben. 57.213 + Zug 10 208 und 57.252 + Zug 10 210 füllen den gesamten kleinen Bahnhof. Ein dritter Zug musste in Waldmühle warten, bis ein Gleis freigefahren war.
- 1044 501 mit Eilzug 1659 passiert am 8. April 1994 die 1841 fertig gestellte Ziegelbrücke zwischen Mödling und Guntramsdorf-Thallern. Die Brücke wurde am 7. Juni 2014 abgetragen und durch eine Betonbrücke ersetzt.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Spektakulär war auch immer die Schneeräumung nach der Wintersperre der Strecke auf den Schneeberg. Am 19. April 1996 ist die Beilhack-Schneeschleuder SZ 98 610 geschoben von 999.02 zwischen den beiden Tunnels im Einsatz.
- Die größte Schrankenanlage Österreichs bestand in Felixdorf bei der Kreuzung mit der Triester Straße. Die Straße wurde, wie das Bild vom 7. August 1971 zeigt, mit vier Schrankenbäumen abgesperrt, die je elf Meter lang waren. Die Schrankenanlage bestand vom 15. Mai 1928 bis zum 6. März 1979. Dann wurde sie durch eine Verkehrslichtanlage ersetzt.
- Badner Bahn: Triebwagen 233 ist am 24. Juni 1967 mit drei Beiwagen Richtung Wien unterwegs. Die Teiche im Hintergrund sind die ehemaligen Tonabbaugruben der hier vorhandenen Ziegelwerke. Heute sucht man dieses Idyll vergeblich, die Teiche sind zugeschüttet und an ihrer Stelle wurde die Shopping City Süd gebaut. Wo im Bild der Zug fährt, ist heute die zur Einkaufsstadt gehörende Haltestelle.
- Der Triebwagen 200 wurde 1900 als Versuchswagen für den geplanten elektrischen Betrieb bis Wien gebaut und 1911 zum Hofsalonwagen umgebaut. Er besitzt noch die originale Inneneinrichtung und steht, nachdem er viele Jahre abgestellt war, seit 1977 für Sonderfahrten zur Verfügung. Bei einer seiner ersten Ausfahrten nach der Wiederinbetriebnahme am 20. August 1977 (der Wagen war seit Kriegsende nicht mehr in Verwendung gewesen) steht er hier in Leesdorf.
Der Autor
Ing. Peter Wegenstein
Ing. Peter Wegenstein, 1947 in Wien geboren, war ab 1967 bei den Österreichischen Bundesbahnen auf dem Gebiet der Eisenbahnsicherungsanlagen beschäftigt. Viele Neuerungen in diesem Bereich gehen auf ihn zurück. Daneben hat er umfangreiche Forschungen zur Geschichte der Bahnstrecken durchgeführt und viele Artikel über dieses Thema veröffentlicht. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur österreichischen Eisenbahngeschichte.
In der Edition Winkler-Hermaden bereits erschienen: Wege aus Eisen im Weinviertel (2012), Wege aus Eisen im Waldviertel (2014), Wege aus Eisen im Mostviertel (2015)