Beschreibung
Die Weite des Weinviertels birgt im Untergrund eine reiche geologische Vergangenheit. Ausgehend von 600 Millionen Jahren alten Graniten, auf denen die Retzer Windmühle steht, bis hin zur jüngsten geologischen Ablagerung, dem eiszeitlichen Löss, beschreiben die Autoren die Entstehung der Landschaft des Weinviertels.
Schicht für Schicht werden die kilometerdicken Ablagerungen der einstigen Meere für den Leser dokumentiert. Muscheln und Schnecken aus Sand- und Tongruben wie auch Weinkellern zeugen von tropischem Klima und Meeresverbindungen, die vom Weinviertel bis zum Indopazifik im Osten reichten. Sturmfluten und Tsunamis sind hier ebenso überliefert wie dunkle Tiefseeablagerungen.
Krokodile, das weltgrößte Austernriff bei Stetten, Seekühe und Delfine sind Zeugen des maritimen Weinviertels. Gigantische Hauerelefanten und riesige Mammuts waren in der geologischen Neuzeit am Land unterwegs. Neben der geologischen Entwicklung der Landschaft und der Geschichte der einstigen Lebewesen befassen sich eigene Kapitel mit angewandten Themen wie den Baugesteinen des Weinviertels, den Mineralwässern, den Erdöl- und Erdgasvorkommen, der „bewegten Erde“ sowie der Forschungsgeschichte von Geologie und Paläontologie der Region.
Zahlreiche Rekonstruktionen, paläogeografische Karten und Fossilbilder ergänzen dieses Werk, das die kaum beachtete Vielfalt des geologischen Untergrundes mit seinen Querverbindungen in den Alltag lebendig vor Augen führt.
Inhalt:
Seven Summits Geografische Höhe(n)punkte
Vom Granit zum Löss Eine Zeitreise quer durch 600 Millionen Jahre
Ein Blick in die steinernen Wurzeln Der Maissauer Amethyst und seine Entstehung
Die Retzer Windmühle in der Meeresgischt und Algenschnee vor Maissau Eggenburgium und Ottnangium: 21,5 bis 17,2 Millionen Jahre vor heute
Der verschwundene Strand von Göllersdorf und der Tsunami vom Teiritzberg Karpatium: 17,2 bis 15,9 Millionen Jahre vor heute
Der Canyon von Kettlasbrunn und der Moldavit von Immendorf Badenium: 15,9 bis 12,8 Millionen Jahre vor heute
Das Wattenmeer von Hollabrunn und „Abu Dhabi“ am Hendlfutterberg Sarmatium: 12,8 bis 11,6 Millionen Jahre vor heute
Die Ur-Donau von Mistelbach und die Dreizehen-Pferde vom Steinberg Im Pannonium: 11,6 bis 8 Millionen Jahre vor heute
Staubwein und das Mammut auf der Autobahn Pleistozän: 2,6 Millionen Jahre bis 11.700 Jahre vor heute
Baugesteine im Weinviertel Lokal bedeutende Vorkommen
Weinviertler Thermal- und Mineralwässer Wellness seit dem Biedermeier
Das „schwarze Gold“ Wie es wurde und wie es zu finden ist
Zistersdorf Übertief 2A Der übertiefe Vorstoß in den Untergrund
Bewegte Erde Von Beben, Störungen und Rutschungen
Forschungs- und Erfolgsgeschichten Johann Krahuletz und geologische Netzwerke
- Die Verteilung von Land und Meer im östlichen Weinviertel vor 15 Millionen Jahren.
- Das Weinviertel vor 14 Millionen Jahren mit einem Flussdelta und einer Meeresverbindung nach Osten.
- Wie ein Wahrzeichen steht in der Landschaft der sogenannte „Hendlfutterberg“ bei Nexing, in der Nähe von Sulz, der aus 12 Millionen Jahre alten Fossilablagerungen besteht.
- Der 145 Millionen Jahre alte Abdruck des Ammoniten Ernstbrunnia fasciculata diente als Vorlage für das einstige Logo des Naturhistorischen Museums.
- Versteinerte Reste fossiler Seesterne (Sammlung Gerhard Putzgruber) in der Zogelsdorf-Formation aus dem Steinbruch Hengl bei Limberg sind eine besondere Seltenheit in diesen 18 Millionen Jahre alten Ablagerungen.
- Zahlreiche Erhebungen aus 600 Millionen Jahre altem Granit mit schützenswerten Trockenrasen, wie hier die Kogelsteine bei Grafenberg östlich von Eggenburg, prägen die Landschaft des nordwestlichen Weinviertels.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Das Krallentier (Chalicotherium) aus der Gruppe der Faultiere war vor 11 Millionen Jahren auch in den Weinviertler Wäldern anzutreffen.
- Die Stoßzähne des Bullendorfer Mammuts wurden im Sommer 2016 während des Baus der Nordautobahn in eiszeitlichen Ablagerungen gefunden.
- Ausgrabung des weltweit größten fossilen Austernriffes in Stetten, nördlich von Korneuburg, im September 2005 durch zahlreiche freiwillige Helfer.
- Blick über das weltgrößte fossile Austernriff mit rund 15.000 Riesenaustern, das sich in Stetten nördlich von Korneuburg befindet.
- Im späten 19. Jahrhundert wurde der Zogelsdorfer Kalksandstein, wie hier im Waldbruch westlich von Zogelsdorf, im großen Stil abgebaut.
- Blick in das Krahuletz-Museum mit Johann Krahuletz vor einer Glasvitrine mit dem von ihm gefundenen Schädel des „Eggenburger“ Krokodils.
- Die mehr als zwei Millionen Jahre alten rotbraunen fossilen Böden in den Lössen von Stranzendorf gehören zu den ältesten pleistozänen Ablagerungen Europas und belegen den Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Quartär.
- Johann Krahuletz, Sammler, Heimatforscher und Begründer des nach ihm benannten Museums, wurde 1925 zum Professor der Geologie ernannt.
- Fritz F. Steininger, souveräner Forscher, kompetenter Partner, liebenswerter Mensch, ist dieses Buch gewidmet.
Die Autoren:
Thomas Hofmann, Bibliothekar, Leiter der Fachabteilung Bibliothek, Verlag und Archiv an der Geologischen Bundesanstalt.
Mathias Harzhauser, Paläontologe, Abteilungsdirektor der geologisch-paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum.
Reinhard Roetzel, Geologe, Leiter der Fachabteilung Sedimentgeologie an der Geologischen Bundesanstalt.