Die Donauwiese
Beschreibung
Für über 100 Jahre existierte – mitten in der Großstadt Wien – eine mehr als sechs Quadratkilometer große Fläche, die wegen ihrer primären Aufgabe als Inundationsgebiet (Überschwemmungsgebiet) weder städtebaulich noch im Sinne der Freizeitindustrie verplant werden konnte. Trotz ihres Charakters als große Ebene bot sie versteckte Winkel, von den stehenden Gewässern bis zu den Bombentrichtern, die der Zweite Weltkrieg zurückgelassen hatte.
Seine Popularität verdankt das Überschwemmungsgebiet denn auch seiner Quernutzung: Viele Wienerinnen und Wiener nahmen die Wiese für ihre Zwecke in Besitz. Sie gingen dort wandern und baden, fuhren Rad, ließen Drachen steigen, spielten Fußball und labten sich bei den zahlreichen Schutzhütten. Abends und nachts wurde sie zum erotischen und gefährlichen Ort, denn die unkontrollierte und unkontrollierbare Wiese hatte auch ihre „dunkle Seite“: Hier wurden nicht nur Kinder gezeugt, sondern auch Selbstmorde verübt, sie war ein Ort für Prostitution und Verbrechen, für Alkoholismus und Schleichhandel.
So stand das Überschwemmungsgebiet einer resistenten und kreativen Aneignung durch die Bevölkerung offen und wurde gerade deshalb bis zur Fertigstellung der Neuen Donau im Jahr 1987 zu einem Wiener Wahrzeichen.
Autor/in
Univ.-Doz. Dr. Matthias Marschik, Studium der Psychologie und Philosophie in Wien. Historiker und Kulturwissenschafter, Lehrbeauftragter der Universitäten Wien, Salzburg und Klagenfurt. Zahlreiche Bücher und Aufsätze zu kulturgeschichtlichen Themen (besonders zu Sport, Automobil und Alltag).
Matthias Marschik ist in Floridsdorf geboren, er lebt und arbeitet auch heute noch im Bezirk.
Peter Pisa in: KURIER
Der Herr Karl hat hier seinen Ribiselwein „abig’stessen“ und „die Damen bissel einkocht“: Das Überschwemmungsgebiet war bis 1987 (bis zur Donauinsel) ein Wiener Wahrzeichen, auf dem Kinder gezeugt wurden, Flugzeuge landeten, die Deutsche Wehrmacht Schießen übte, Kühe weideten … Fotobuch über eine besondere Wiese.
Wiener Zeitung
Ältere Wiener können sich noch gut daran erinnern: An das „Inundations“- oder „Überschwemmungsgebiet“, das die Donau bei ihrem Fluss durch Wien begleitete. Der Historiker Matthias Marschik hat diesem „verschwundenen Wiener Wahrzeichen wider Willen“ mit dem Titel „Die Donauwiese“ in der Edition Winkler-Hermaden per Bildband ein Denkmal gesetzt.
Dr. Helga Maria Wolf in: Austria-Forum
Ein Wahrzeichen stellt man sich anders vor: weithin sichtbar, historisch bedeutsam, ehrwürdig, unverwechselbar. An eine Wiese, die noch dazu zeitweise im Hochwasser verschwindet, denkt der Außenstehende nicht. Der Kulturwissenschaftler und Sporthistoriker Univ.-Doz. Dr. Matthias Marschik sieht das anders. 1957 in Floridsdorf geboren, war das Inundationsgebiet sein „Abenteuerspielplatz“.
Die Floridsdorfer Zeitung
Was das Buch so besonders macht: Das profunde Wissen des Autors. Und die vielen großartigen Bilder, die Marschik in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen hat. Es sind nicht die bekannten Postkarten, sondern teils unbekannte, private Schnappschüsse. Absolute Pflichtlektüre!
Ferdinand Altmann in: Kulturnachrichten aus dem Weinviertel
Die Donau hatte vor ihrer Regulierung vor etwa 150 Jahren in vielen weit verzweigten Armen das ganze Marchfeld bewässert, manchmal unter Wasser gesetzt. Um die immer wiederkehrenden Überschwemmungen zu vermeiden hat man sie in ein strenges Bett gezwungen und um die Schädem durch Hochwässer hintan zu halten, hat man der Donau ein Inundationsgebiet (Überschwemmungsgebiet) beigegeben.
Richard Edl in: WeinviertelBücher
Das Bildmaterial ist abwechslungsreich und wird in mehrere Kapitel gruppiert, jedem Kapitel ist ein informativer kurzer Text vorangesetzt. Neben dem Phänomen der Freizeitkultur wird der Aspekt der Landschaft selbst gewürdigt, es werden Katastrophen und Naturereignisse wie Reichsbrückeneinsturz und der Eisstoß des Jahres 1929 gezeigt. Von Schiffen, Brücken und vergessenen Überfuhren wird berichtet sowie von ungewöhnlichen Nutzungen: Ein Teil der Donauwiese diente in den 1920er Jahren als Flugplatz, wo Linienflüge nach Budapest oder Prag starteten.