Beschreibung
Die ersten rund 1000 Jahre nach Christus bis zu den frühen Babenbergern, als Germanen, Hunnen und Awaren das Weinviertel bevölkerten, werden von der Wissenschaft auch gerne als dunkle Jahrhunderte bezeichnet, weil die archäologischen Hinterlassenschaften aus diesen Zeiten wesentlich geringer sind als in den Jahrtausenden der Urgeschichte.
Auf die Perioden der Urgeschichte folgten Epochen der „Schriftzeiten“, jene Perioden unserer Geschichte, wo neben den archäologischen Quellen auch schriftliche Denkmäler (z. B. Grabsteine) überliefert sind. Von den Römern sind Schriftquellen über benachbarte Stämme überliefert. Diese berichten von Völkern, die keine eigenen Nachrichten hinterließen. Oftmals wurde die schriftliche Nachricht über die Lebensweise von germanischen Stämmen für Propagandazwecke verwendet, um die eigene Politik ins rechte Licht zu rücken. Im Frühmittelalter lebt das Schriftwesen unter den Karolingern abermals auf und ist einmal mehr ein wichtiges Instrument, das für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt wird.
Die dunklen Jahrhunderte hinterließen goldene Spuren, die auch im Weinviertel zu finden sind. Funde wie die Schmuckstücke aus den Gräbern von Untersiebenbrunn, der archäologische Nachweis eines Königssitzes am Oberleiserberg oder die Bestattung eines ungarischen Reiterkriegers aus Gnadendorf lassen uns diese dunklen Jahrhunderte in neuem Licht erscheinen. Der Boden unter unseren Füßen gibt langsam auch von diesen geschichtlichen Perioden immer mehr – goldene – Spuren frei.
Aus dem Inhalt:
Römische Kaiserzeit (1. bis 4. Jahrhundert nach Christus): Germanen in Niederösterreich; Die Archäologie der Germanen im nördlichen Niederösterreich; Das norddaubische Niederösterreich bis zu den Markomannenkriegen; Germanen im Weinviertel
Spätantike und Völkerwanderungszeit (5. Jahrhundert nach Christus): Der Oberleiserberg; Die Gräben von Untersiebenbrunn
Langobarden (489 bis 568): Aspersdorf; Poysdorf; Hauskirchen; Der Holzeimer aus Ebendorf
Awaren (568 bis 830): Awaren im Weinviertel; Drasenhofen
Slawen (7. bis 9. Jahrhundert): Zentralsiedlungen; Freilandsiedlungen; Das Gräberfeld von Mistelbach
Von den Magyaren bis zu den frühen Babenbergern (9. bis 11. Jahrhundert): Das frühungarische Reitergrab aus Gnadendorf; Der Michelberg im frühen Hochmittelalter; Der Oberleiserberg im frühen Hochmittelalter
- Germanisches Gehöft, Nachbau im Freilichtmuseum Elsarn.
- Bronzestatuette eines gefangenen Germanen mit typischer Haartracht.
- Archäologische Grabungen in Mitterretzbach 1999–2005.
- „Der Bucklige von Stillfried“, Bronzestatuette in Privatbesitz.
- Terra-Sigillata-Schüssel aus Stillfried.
- Römische Schleuderkugeln aus gebranntem Ton, nach der Restaurierung.
- Das Gesamtinventar des Brandgrabes aus Mannersdorf an der March.
- Gesamtinventar des Kriegergrabes vom Rothenseehof bei Laa an der Thaya mit Urne, Militaria und stark deformierten römischen Bronzegefäßen.
- In den Jahren 1994 bis 1999 wurde in Michelstetten auch eine kaiser- und völkerwanderungszeitliche Siedlung teilweise ausgegraben.
Weitere Impressionen aus dem Band
- Ausgrabung am Oberleiserberg in den 1920er und 1930er-Jahren.
- Fundinventar der Kinderbestattung aus Untersiebenbrunn.
- Gesamtinventar des Schmiedgrabes, Grab 6 von Poysdorf.
- Trense und Phaleren vom Pferdegeschirr aus Drasenhofen.
- Awarische Männer- und Frauentracht dargestellt von Mitgliedern der Gruppe „war chunni“ (Rekonstruktion nach Franz Sauer).
- Das gesamte Fundinventar des Gnadendorfer Reitergrabes.
- Luftaufnahme vom Oberleiserberg.
- Der Michelberg bei Haselbach, Blick auf das Grabungsgelände.
Der Autor
Ernst Lauermann
Dr. Ernst Lauermann, geboren 1952, studierte neben seiner Tätigkeit als Hauptschullehrer Ur- und Frühgeschichte sowie mittelalterliche Geschichte. 1992 konnte er sein Hobby zum Beruf machen, er wurde in den niederösterreichischen Landesdienst als Archäologe aufgenommen. Das Urgeschichtemuseum in Asparn/Zaya (MAMUZ) wurde seine Dienststelle.
Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen in Form von Monografien und Artikeln in wissenschaftlichen Fachzeitschriften geben Einblick in die wissenschaftliche Arbeit des langjährigen Landesarchäologen des Landes Niederösterreich.
In der Edition Winkler-Hermaden bereits erschienen: „Archäologie des Weinviertels – Von den Steinzeitjägern bis zu den Kelten“.