Weinviertler Weisheiten
Sprüche und Redewendungen, gesammelt von Michael Staribacher
Mit Zeichnungen von Rudolf Schuppler
Format: 12 x 20 cm
Umfang: 136 Seiten
Einband: Hardcover
€ 21,90
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Beschreibung
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Das Weinviertel hat nicht nur eine wunderschöne Landschaft und guten Wein anzubieten. Es hat auch mit einer Vielzahl von Sprüchen und Redewendungen aufzuwarten, die seit Jahrhunderten von einer Generation zur nächsten vorwiegend mündlich weitergegeben werden.
Michael Staribacher stellt in diesem Buch eine Auswahl dieser Weinviertler Weisheiten vor. Die meisten handeln vom Alltag der (Wein-)Bauern, aber auch vom Essen und Trinken, vom Wetter und den Jahreszeiten sowie vom Geld oder vom Heiraten. Die Weinviertler Weisheiten sind tiefsinnig und gescheit, liebenswert und amüsant, aber bisweilen auch derb und deftig. Die bunten Zeichnungen des Grafikers Rudolf Schuppler sorgen für deren humorvolle Illustration.
„Wia da Ocka, so de Ruim – wia da Voda, so de Buim.“
Übersetzung: Wie der Acker, so die Rüben – wie der Vater,so die Buben (Söhne). Bedeutung: Es kommt immer auf die Herkunft und Abstammung an. Die Söhne geraten oft nach dem Vorbild des Vaters, so wie auch nur auf guten Äckern und Böden gute Rüben wachsen. Herkunft: Weinviertel
„Dia wochst bei deina Oabat koa Bugl.“
Übersetzung: Dir wächst bei deiner Arbeit kein Buckel. Bedeutung: Die von dir verrichtete Arbeit ist nicht besonders schwer und auch nicht anstrengend. Also beschwer dich nicht! Und besonders schnell scheinst du auch nicht zu arbeiten. Herkunft: Weinviertel
„… und jetzt nau Speis weißna, daunn warat ois gscheng.“
Übersetzung: … und jetzt noch die Speisekammer kalken, dann wäre alles geschehen. Bedeutung: So sagt man an einem Tag, an dem bereits alles zusammengekommen ist und keine Zeit zum Verschnaufen war/ist. Herkunft: Altlichtenwarth
„Waunn da Windling bliat, hot da Baua koa Göd.“
Übersetzung: Wenn die Ackerwinde blüht, hat der Bauer kein Geld (mehr). Bedeutung: Im Juni blüht der Windling (die Ackerwinde), doch war zu dieser Zeit zumeist schon das „alte“ Erntegeld aufgebraucht. Herkunft: Immendorf
„Hochzeitsgost bringt vü Ehr, waunnst net ei(n)glondt bist, host mehr.“
Übersetzung: Hochzeitsgast bringt viel Ehre, wenn du nicht eingeladen bist, hast du (aber) mehr. Bedeutung: Es ist zwar ehrenvoll, wenn man bei einer Hochzeit geladen ist, das kostet aber natürlich Geld. Man hat also mehr, wenn man nicht eingeladen wird. Herkunft: Röhrabrunn
„Du wüst a Mau(n) sei(n)? Sauf a Goasmüli, waunnst nix vatrogst!“
Übersetzung: Du willst ein Mann sein? Sauf eine Ziegenmilch, wenn (du) nichts verträgst! Bedeutung: Wenn sich jemand heimlich aus der Zecherrunde im Weinkeller verabschiedet, bekommt er auch noch seinen Spott ab. Er soll in Zukunft keinen Rebensaft trinken, sondern die bekömmlichere Ziegenmilch. Herkunft: Weinviertel
Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Helga Maria Wolf (Hier ein Auszug):
Immaterielles Kulturerbe ist dadurch charakterisiert, dass es von Generation zu Generation, meist mündlich, tradiert wird. Sprichwörtliche Redensarten sind ein klassisches Beispiel dafür. Sie dienten der Weitergabe von praktischem Wissen, verankert in einer vorindustriellen, agrarischen Lebenswelt. Sinnsprüche erlauben der Ethnologie Rückschlüsse auf Arbeit, Alltag und mentale Einstellungen in der Vergangenheit. In seiner „Volkskunde von Niederösterreich“ spricht der langjährige Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt, vom „weiten Gebiete der überlieferungsgebundenen Spruchweisheit, also des Sprichwortes und der Redensart, aber auch des Reimspruches und der Inschrift. … Es handelt sich dabei um weite, selbstständige Gebiete, die von verschiedenen Seiten her betrachtet werden können. Es ist dafür gar nicht so wenig Stoff gesammelt worden, doch völlig zerstreut, als ob man diesen heiteren Reichtum nicht wahrhaben wollte.“ …
Die einzelnen Stichworte sind übersichtlich gegliedert: Dem Originalton in Mundart folgen Übersetzung und Bedeutung. Schließlich erfährt man, aus welchem Ort die Redewendung stammt. In jedem Dorf gab und gibt es originelle Menschen, deren Redensarten mit der Zeit sprichwörtlich werden, wobei der Urheber unbekannt bleibt. Andererseits hat Leopold Schmidt betont, dass es sich häufig um „Wandergut“ handelt. Kalender, Flugblattlieder und gedruckte Sammlungen sorgten seit Langem für die Verbreitung der Sprüche.
Autoren
Rudolf Schuppler lebt in Mistelbach und ist neben seiner Tätigkeit als Kinderbuchillustrator auch als Zeichner und Cartoonist für verschiedene Steuer- und Wirtschaftszeitschriften im In- und Ausland tätig.
Ing. Michael Staribacher, geboren 1966, Eichenbrunner, Projekt-Berater und freiberuflicher Autor zahlreicher Bücher, u. a. „Eichenbrunner Sprachlexikon“, „HU is HU im Weinviertel“, „Weinviertler Dialektlexikon“, „Weinviertler Dialektlexikon Band 2“, „Der Walzerkönig des Weinviertels“.
Dr. Richard Edl in: WeinviertelBücher
Die Mundart wird im Zeitalter von Internet, sozialen Medien und Globalisierung auf einen sprachlichen Mix eingeschliffen, der Regionales aufnimmt und neu mischt. Michael Staribacher bewahrt mit der Sammlung die versinkende Welt des alten Weinviertler Dorfes, wie sie die hiesige, sogenannte Ui-Mundart überliefert, für die Zukunft. Das Weinviertel hat an seinen Überlieferungen zäher und ausdauernder festgehalten als andere Regionen, vielfach ohne es selbst bewußt wahrzunehmen.
Der Modernisierungsdruck der Nachkriegszeit hat die Region erst spät erreicht. Auf Grund wirtschaftlicher Randlage, die eine konservierende Wirkung hatte, und trotz geringer Wertschätzung ist die Überlieferung erstaunlich reichhaltig. Das gilt etwa für die dörfliche Architektur, die mit dem Museumsdorf Niedersulz und den Aktivitäten um Kellergassen und Stadeln erst in den letzten zwei Jahrzehnten Jahren wirklich wahrgenommen wurde. Heute sind daraus Weinviertler Markenzeichen geworden, die das touristische Profil geformt haben. Genauso verhält es sich mit der Mundart als Trägerin regionaler Besonderheit.
Staribacher ist Wörter- und Sprüchesammler seit Jahrzehnten. Wie bereits in seinem Weinviertler Mundartlexikon, das mehrere Auflagen erlebt hat und erstmals 2003 erschien, destilliert er aus der Mundart unglaubliche Schätze. Das Weinviertel ist gerade intensiv dabei, sich neu zu entdecken, und Staribacher liefert den Rohstoff. „Ma wiad z’fria oid und z’schpod gscheit“ (Man wird zu früh alt und zu spät gescheit) – dem wirkt dieses Büchlein resolut entgegen. Staribachers Meilenstein wird von Rudolf Schuppler amüsant illustriert und die Edition Winkler-Hermaden bietet das bewährte Vehikel dafür.
Prof. Dr. Helga Maria Wolf in: Austria Forum
Die Sprüchesammlung ist thematisch aufgebaut, die einzelnen Stichworte haben ihre logische Gliederung. Dem Originalton in Mundart folgen Übersetzung und Bedeutung (vieles stammt aus einer vergangenen ländlichen Lebenswelt). Schließlich erfährt man, aus welchem Ort die Redewendung stammt. Zum Beispiel: „Wia da Ocka, so de Ruim – wia da Voda, so de Buim.“ Übersetzung: Wie der Acker, so die Rüben – wie der Vater, so die Buben (Söhne). Bedeutung: Es kommt immer auf die Herkunft und Abstammung an. Die Söhne geraten oft nach dem Vorbild des Vaters, so wie auch nur auf guten Äckern und Böden gute Rüben wachsen.
Anna Perazzolo in: Kurier freizeit
„Ma wiad z’fria oid und z’schpod g’scheit!“. Nicht wenige Weinviertler werden diesen Spruch kennen. Er beweist, dass nicht nur arabische und persische Denker Weisheiten hervorgebracht haben, sondern dass es auch in unseren Breitengraden tiefsinnige Sprüche gibt. Um sie auch für die Nachwelt festzuhalten, hat der Projektberater und Autor Michael Staribacher mehr als 300 davon in seinem neuen Buch „Weinviertler Weisheiten“ festgehalten. „Seit Jahrzehnten sammle ich Redewendungen von meinen Eltern und Großeltern, die immer einen passenden Spruch parat hatten“, so der Autor.
Die meisten Sprüche handeln vom täglichen Umgang, von der Landwirtschaft, vom Essen und Trinken, vom Wetter, vom Geld oder vom Heiraten. Da diese Weisheiten aber vor allem mündlich weitergegeben werden, bestehe die Gefahr, dass sie im Laufe der Zeit verloren gehen. „Die Lebenswelten und die Arbeitsprozesse in der Landwirtschaft zum Beispiel verändern sich. Dadurch werden bestimmte Begriffe von früher vergessen.“ Um dem entgegenzuwirken, hat der Eichenbrunner (Bezirk Mistelbach) diesen „großen Schatz“ in ein Buch gegossen.
Bernd Semrad in: Kulturnachrichten aus dem Weinviertel
Man kann beim Schmökern in diesem Buch schon „reinkippen“ und in jedem Kapitel Sprüche finden, die man selbst von Eltern oder Großeltern, beim Wirten oder im Keller schon gehört hat. Aber merke: „In der Fruah is’d Nocht aus!“ In 18 Kapitel hat Michael Staribacher die Sinnsprüche und Redewendungen gegliedert. So kann der geneigte Leser zu jedem Anlass den passenden Spruch finden.