Lisi Breuss malt in Traunfeld

Sie malt in den Wintermonaten. Sie legt eine zwei mal zwei Meter große Leinwand auf den Boden vor der Scheune und arbeitet mit Farben, Gräsern, Erde, Schwamm. Pinsel braucht sie keinen. Durch die Unebenheit des Untergrundes, durch die Gräser, durch die Erde bekommen die Bilder ganz eigene Strukturen.

Lisi Breuss malt im Winter, weil im Sommer geht das nicht, sagt sie, da trocknet die Farbe zu schnell. Im Winter ist es zwar kalt, aber das macht ihr nichts aus. Sie malt an den Wochenenden. Wenn es dunkel wird und die Finger klamm zieht sie die Leinwand in die Scheune – bis zum nächsten Samstag.

Die Künstlerin zeigt uns ihre Leinwände. Einige sind fertig, schon aufgespannt, an anderen muss sie noch arbeiten, mit einigen ist sie gar nicht zufrieden – die müssen im nächsten Winter übermalt werden. Bei ihren Arbeiten geht sie oft von Farben aus. Sie hebt Kisten mit Farbdosen aus dem Regal. Schau, das ist meine Lieblingsfarbe, aus diesen zwei Farben muss ich unbedingt noch ein Bild machen. Dieses Rot und dieses Goldbraun – ist das nicht fantastisch? Ich habe das Gefühl, dass Lisi Breuss am Liebsten sofort zu arbeiten beginnen würde.

Traunfeld liegt mitten im Weinviertel und diese Landschaften und diese Farben hier, die Wälder, die Felder, das Auf und das Ab inspirieren mich, sagt sie. Und ich sehe Lisi Breuss, wie sie vor ihrer Leinwand hockt, sie einrollt um in jede Ecke zu gelangen, mit ihren Händen Farbe, Gras und Erde aufträgt. Ich mag es, mich in meine Malerei zu versenken, sagt sie, und ich, als Betrachterin, mag das auch.

Im April stellte Lisi Breuss ihre Werke im Wasserturm in Wien aus. Der Wasserturm im 10. Bezirk ist ein ganz besonderes Bauwerk. Der Turm wurde in den Jahren 1898/99 erbaut. Er versorgte den 10. und den 12. Bezirk mit Trinkwasser. Bis 1910 war er in Betrieb, dann nur noch Ausweichquartier, wenn Reparaturen an der II. Hochquellenleitung nötig waren. Seit 1956 ist er endgültig stillgelegt. 1988 bis 1990 wurde der Turm generalsaniert und wird für Ausstellungen und Konzerte genutzt.

Lisi Breuss zeigt bei der Ausstellung „Wassererzählungen“, Wasser in verschiedenen Aggregatzuständen: Nebelwälder, Gewitterwolken, Wolken, die sich zu Schneestürmen verdichten. Manchmal tauchen Menschen schwebend zwischen den Elementen auf.

Als Betrachterin werde ich in die Bilder hineingezogen, sehe mich durch „meinen“ Weinviertler Wald streifen. Gleichzeitig spüre ich die Künstlerin auf ihrer Wiese, wie sie in ihre Arbeit versinkt und in die Natur, die sie umgibt. Die Kälte scheint sie nicht zu spüren, doch weiß ich, wie eiskalt der Wind durch unsere Landschaft ziehen kann. Dann wird sie sich wohl in das gemütliches Bauernhaus zurückziehen, heißen Tee trinken, und ihre Leinwand gut geschützt im Stadl wissen.

Nach der Eröffnungsrede und einem Glas Wein dürfen wir auch noch den Wasserturm besteigen. Auf unserem Weg nach oben begegnen wir den Bildern der Künstlerinnen Irmgard Bebe und Birgit Neuwirth.

Es geht hoch hinauf, dazwischen erfahren wir von der Bauweise, sehen riesige Wasserbehälter, die nun leer sind und deren kunstvolle Ausführung wir gerade deshalb sehr genau betrachten können.

Zum Abschluss unseres Aufstiegs betreten wir eine Aussichtsplattform und blicken über die Lichter des nächtlichen Wien. Auch Lisi Breuss schafft es bis ganz hinauf, obwohl sie die Höhe nicht so mag, sagt sie, ich bleibe lieber am Boden.

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