„Homestories“
„Homestrories“ ist der Titel einer Ausstellung im Wiener Hofmobiliendepot.
Was bedeutet „Wohnen“ für mich? Was ist mir für mein Zuhause wichtig? Wie ist mein Haus zu meinem „Zuhause“ geworden? Clasien und ich reden darüber. Schnell sind wir bei den Dingen, die in unseren Zimmern stehen oder die wir in Regalen und Schubladen aufbewahren. Wir wohnen aber auch mit dem vertrauten Blick nach außen, mit den Erinnerungen an Feste, die wir hier gefeiert haben und dem Alltag, den wir zuhause leben. Wenn wir „wohnen“ fühlen wir uns sicher. Clasien zeigt mir Spiele, Bücher, die ihr Leben begleitet haben und Fotos von Renovierungsarbeiten und Fotos von ihrer Aussicht und wie sie sich im Laufe der Jahreszeiten ändern.
Ich erinnere mich an den Beginn unserer Haussuche vor über 30 Jahren. Wir wollten aufs Land ziehen, weil wir mehr Platz brauchten und weil wir näher an der Natur wohnen wollten. Die gute Verbindung zur Stadt war uns aber wichtig, weil wir damals dort unsere Arbeitsplätze hatten.
Wir fanden ein altes renovierbedürftiges Haus in Schleinbach. Das Hauptgebäude hatte vier große Räume, vom Nebengebäude waren nur die Außenmauern intakt, der Garten war groß- Seither bauen wir in kleinen Schritten um. Wir haben inzwischen viel Platz zum Wohnen, Besuche sind immer willkommen und im Nebengebäude ist unser geräumiges Büro untergebracht.
Die Zimmer richteten wir nach und nach ein, wobei wir neue Möbel kauften, aber auch einzelne Erbstücke unserer Großeltern und Eltern Platz fanden. Das Geschirr wurde im Laufe der Jahre schon einmal ausgetauscht – das Gmundner Geschirr mit dem Blumenstreumuster wurde durch glattes, weißes ersetzt. Auch die geschliffenen Kristallgläser, die uns meine Mutter zur Hochzeit schenkte, gehören der Vergangenheit an. Einzelstücke zur Erinnerung stehen im Kasten. Das Besteck wurde ausgetauscht, es musste geschirrmaschinentaugleich werden. Pflanzen haben wir wenige im Haus, die habe ich lieber im Garten. Wir leben in diesem Haus, das ich gerne wegen seiner Fassade, das gelbe Haus nenne, seit 33 Jahren. Unzählige Geschichten kann ich von dieser Zeitspanne erzählen, und wenn ich bedenke, dass sich in diesem Gebäude vor unserer Zeit eine Gemischtwarenhandlung befunden hat, wird die Geschichte dieses Hauses noch reicher.
Der Titel der Ausstellung „Homestories“ haben Clasien und mich also sehr angeregt und so sind wir in die Schnellbahn gestiegen und ins Hofmobiliendepot im 7. Bezirk gefahren.
Wir bekamen einen Überblick verschiedenster Wohnmöglichkeiten, wir sahen Wohnräume, Möbel, Grundrisse von Häusern, Hausmodelle der letzten Jahrzehnte, die unsere Wohnkultur geprägt haben. Ausgestellt sind Pläne und Visionen bekannter Architekten und Künstler, und auch die Bewohner dieser Räume waren oft Künstler und Stars. Diese Entwürfe haben sicher auch Eingang in die Wohnungen „gewöhnlicher“ Menschen gefunden, zumindest Anregungen wurden aufgegriffen, wenn auch nicht in solch luxuriösen Ausführungen.
Viele Texttafeln erläutern die Ideen der Künstler, die hinter diesen Entwürfen stehen. Einen Text aus dem Jahr 1951 von Finn Juhl, einem dänischen Designer, möchte ich zitieren:
„Wenn es mir gelingt, bevor ich diese Welt verlasse, ein Haus, das ich entworfen habe, mit Möbeln, Teppichen, Vorhängen, Leuchten, Geschirr, Glas und Silberbesteck zu füllen, die ich ebenfalls entworfen habe, dann habe ich wirklich etwas erreicht.“
Diesen Ansatz kann ich auch für mein Leben verstehen. Natürlich hat nicht jeder die Gelegenheit und die Mittel sein eigenes Haus zu planen und zu bauen und mit selbst entworfenen Möbeln einzurichten, aber sich irgendwo und irgendwann einen eigenen kleinen Raum ganz nach eigenen Wünschen zu gestalten, sollte gelingen. Und sei es auch nur, wie bei mir, ein leeres Notizheft, das ich mit eigenen Gedanken, und seien sie auch noch so verrückt oder gewöhnlich, fülle.
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