Watch! Watch! Watch!

Anfang August besuchen Clasien und ich das Fotos Arsenal in Wien. Das Lebenswerk des Fotografen Henri Cartier-Bresson wird dort gezeigt.
Wir spazieren durch das Arsenal Wien. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und diente ursprünglich als kaiserliche Waffenfabrik und Lagerstätte. Die Gebäude der Anlage werden inzwischen kulturell genutzt.
Das Foto Arsenal liegt in einem denkmalgeschützten Backsteingebäude, das komplett umgebaut wurde. Untergebracht sind dort Räumlichkeiten des Österreichischen Filmmuseums, Werkstätten und Probebühnen des Burgtheaters und der Wiener Staatsoper und dem Belvedere 21. Auch ein gemütliches Café mit Schanigarten entdecken wir dort.

Auf rund 1000 m² Ausstellungsfläche zeigt das Foto Arsenal Wien dort 8 bis 10 Ausstellungen pro Jahr.
In der Ausstellung mit dem Titel „Watch! Watch! Watch!“ werden 240 Exponate von Henri Cartier-Bresson gezeigt.

Cartier-Bresson, 1908-2004, studierte anfangs Malerei, später wandte er sich ganz der Fotografie zu, mit seiner Leica reiste er um die Welt. Er geriet im 2. Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft, danach arbeitete er als selbständiger Fotograf. In der Ausstellung sehen wir zahlreiche historische und politische Großereignisse: die Krönung Königs George VI., die Befreiung von Paris, Deutschland nach Kriegsende, die Beisetzung Ghandis, China, Russland nach dem Tod Stalins, Kuba, Frankreich.

Wenig weiß ich über Fotografie, wenig wusste ich über Henri Cartier-Bresson. In der Ausstellung bin ich fasziniert von seinen Bildern. So oft war er zum richtigen Zeitpunkt an wichtigen Orten und der Titel der Ausstellung, das drei Mal wiederholte „Watch!“ kann nicht besser gewählt sein. Er wird als schneller Reporter mit dem Beinamen „Libelle“ bezeichnet. Auf die Frage, wie er seine Tage verbringe, antwortete Henri Cartier-Bresson. „Ich schaue“.
Noch ein Zitat des Meisters, die sein Arbeit sehr gut veranschaulicht:
„In der Fotografie ist die Kreation Sache eines Augenblicks, ein Schuss, eine Entgegnung, man hebt den Apparat in die Schlusslinie des Auges, fängt in dem kleinen Kasten ein, was einen überrascht hat, erfasst im Flug, ohne Tricks, ohne Inszenierung. Man malt, während man ein Foto aufnimmt.“

Wenn ich nun an die Ausstellung zurückdenke, sind mir besonders 2 Reportagen im Gedächtnis geblieben. Die eine zeigt die Heimkehr Gefangener aus den Lagern des Zweiten Weltkriegs. Wir begleiten die Menschen beim Verlassen des Lagers, in den überfüllten Zügen, beim Registrieren ihrer Daten in der Heimat, bis sie dann endlich in den Armen der Angehörigen landen. Der Schmerz und die Freude sind in den Gesichtern sichtbar.

Henri Cartier-Bresson war mehrmals in Berlin. Seine Aufnahmen, besonders aus dem Jahr 1962, zeigen das geteilte Berlin mit der Berliner Mauer. Er fängt die Atmosphäre der Stadt ein, er zeigt die Ruinen und Brachflächen, die spielenden Kinder an der Mauer, Menschen, die „nach drüben“ schauen. „Schau genau hin, sagen die Bilder.“

Ich war 1982 in Berlin und ich kann mich erinnern, wie ich immer wieder entlang dieser Mauer spazierte und es nicht fassen konnte. Eine Mauer, mitten durch die Stadt, durch Wohngebiete, quer über Straßen, U-Bahnstationen, die dunkel blieben und die man nur durchfahren konnte.

Noch immer sehr beeindruckt vom Leben und vom Lebenswerk dieses Mannes, sind Clasien und ich dann noch im Café des Areals gesessen. Rundherum war ein fröhliches Miteinander, durch die offenen Probebühnen konnten wir das Training der Impulstanz Veranstaltungen sehen.

Das Buch, aus dem ich hauptsächlich meine Informationen bezog:
Clemént Chéroux, Henri Cartier-Bresson. Der Schnappschuss und sein Meister, Schirmer/Mosel
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